Chamber Music Festival 2021
9.–13. November 2021

Liebes Publikum,

ich freue mich sehr, Ihnen als künstlerischer Leiter das Kammermusikfest der Hochschule für Musik und Theater Rostock unter dem poetischen Motto „Als die Stunden still standen“ vorzustellen.

An einem Morgen im Dezember letzten Jahres, Mitte der Pandemie, stand ich auf und hatte das Gefühl, dass die Zeit einfach nicht vorwärts geht während ich doch viel gemacht hatte. Ich war mir sicher, dass ich in diesem Moment nicht der einzige war, der sich so fühlte. Bestimmt war ich nur einer von vielen, die wahrnahmen, wie viel Energie in uns steckte, ohne jedoch zu wissen, wie wir sie in dieser Zeit mit ungewisser Zukunft fruchtbringend zur Entladung bringen sollten. Die Musik hat einen Namen für diesen psychologischen Zustand: Fermate! Die Italiener nennen dieses Zeichen ausgerechnet: „Corona“.

Unabhängig davon, wie lange dieser Zustand des zum Stillstand gekommenen äußerlichen Lebens auch dauern mag, so ist es doch unglaublich, was mit uns in einem solchen in die Länge gedehnten Moment innerlich widerfährt, besonders, wenn wir diese zeitlose Zeit bewusst zu leben versuchen. Viele Studierende, Kolleginnen und Kollegen haben diese Zeit genutzt, um produktiv und kreativ am Ball zu bleiben und um viele ihre Existenz betreffenden Fragen zu erwägen und zu beantworten: Dieses Kammermusikfest wird daher ein Podium für das Viele bieten, dem in der Zeit dieser menschlichen Fermate Leben gegeben wurde.

In neun Konzerten werden wir eine Reise von Bachs – schlaflose Stunden überwindenden – Goldberg-Variationen durch Untiefen der Angst, über das Gebirge von Trotz, durch die Bildhaftigkeit von Federico Mompous „gefallener“ Musik, durch schwarze Nacht und innig vertiefte Kontemplation bis hin zum Licht, gar zum Tanz und zur Hoffnung und zur reifen Reflexion der Marschallin im „Rosenkavalier“ erleben. Neben musikalischen Bestsellern aus der Hand von Mendelssohn, Schumann und Brahms werden wir auch Werke heutiger Komponisten und Komponistinnen zu Gehör bekommen, die unsere Zeit in Frage stellen, in neuem Licht erscheinen lassen.

Mit einigem Stolz kann ich darauf blicken, dass in unserer Hochschule Kammermusikwerke und Lieder von Fazıl Say, Rolf Riehm, Manuela Kerer, Roland Leistner-Mayer sowie Kaija Saariaho auf höchstem Niveau aufgeführt werden. Wir werden musikalische Momente erleben, die geboren wurden, „als die Stunden still standen“, weil unsere Sinne und Herzen alles andere als stillstanden.

Zum Schluss möchte ich mich ganz herzlich bei allen Studierenden, Kolleginnen und Kollegen bedanken, die in diesem Kammermusikfest mitwirken, sowie all denen hinter den Kulissen, die mit ihrer unermüdlichen Energie das Kammermusikfest ermöglichen. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen!

Ihr
Endri Nini
Künstlerischer Leiter

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